Offenes Netzwerk

LSBTTIQ+ Menschen in Mannheim

Aktionen zum International Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit (IDAHOBIT*) in Mannheim
- Pressemitteilung -


Das Offene Netzwerk LSBTTIQ Menschen in Mannheim legt in Mannheim zu diesem globalen Aktionstag am 17. Mai 2020 öffentliche Infos zum Stolpern aus und macht auf Missstände aufmerksam: Für viele queere Menschen bleiben Beschränkungen & Geringschätzung, aber auch Ausgrenzung & Hass dauerhafte Realität. 

Mit gemischten Gefühlen bereitet sich das Offene Netzwerk auf den diesjährigen IDAHOBIT* vor, denn Corona verhindert auch hier ein breites Aktionsspektrum. Nur online auf Probleme aufmerksam zu machen, ist dem Offenen Netzwerk zu wenig. Deshalb wird es Aktionen ohne direkten Kontakt geben, die auf den Planken und in der gesamten Stadt Sichtbarkeit garantieren. Im Mittelpunkt stehen der zunehmende Hass und Repressalien gegen queere Menschen in einigen europäischen Ländern, die Situation geflüchteter Menschen mit queerem Hintergrund und die nicht ausreichende Schulaufklärung über Vielfalt von Geschlecht und sexueller Orientierung in Baden-Württemberg.


Das Offene Netzwerk verurteilt die Situation in Polen und Ungarn

Während in Polen "LSBTTIQ-freie" bzw. "LSBTTIQ-Ideologie-freie" Kommunen und Landkreise proklamiert werden, hat die Regierung in Ungarn die Personenstandsregelung so verändert, dass zukünftig nur das "Geschlecht zur Geburt" aufgeführt wird, welches anhand „primärer geschlechtlicher Merkmale und chromosomen“ unabänderbar bestimmt wird. Damit ist es künftig in Ungarn nicht mehr möglich, das Geschlecht nach einer Anpassung auch entsprechend in Pässen und persönlichen Dokumenten schriftlich festzuhalten. Diese Neuregelung lässt trans* Menschen rechtlich und gesellschaftlich verschwinden und beschneidet sie in nicht hinnehmbarer Weise in ihren Grundrechten. Dass die EU ein solches Verhalten nicht sanktioniert, ist absolut unverständlich und eine Schande für Europa. Beides, das Proklamieren "LSBBTIQ-freier" Zonen in Polen und die Neuregelung des Personenstands in Ungarn, sind enorme Rückschritte für die Menschenrechte in Europa.

Prekäre Situation Queerer Geflüchteter auch in der Rhein-Neckar-Region

Die Kontaktverbote in Corona-Zeiten verschärfen die prekäre Situation in den Unterkünften. Dabei sind LSBTTIQ-Geflüchtete von den Einschränkungen deutlich härter getroffen. Der großen Einsamkeit in den Camps können sie nicht mehr entkommen. Die Gefahr von Anfeindungen und Gewalt ist gestiegen. Gespräche und Austausch sind aus Angst vor einem Outing jetzt fast ganz unmöglich, denn für virtuelle Kontakte zur LSBTTIQ-Community reicht das Datenvolumen oft nicht aus. Eine dezentrale Unterbringung insbesondere von LSBTTIQ-Geflüchteten ist dringend notwendig. In einer geschützten Unterkunft wäre die bedrohliche Lage gelindert. Bis heute gibt es hierfür in Baden-Württemberg keine Lösung. Bereitstellung von WLAN, Sensibilität für die besonderen Schutzbedarfe, soziale Kontakte in queere Hilfseinrichtungen sind dringend notwendig. Der besondere Schutzbedarf von LSBTTIQ-Geflüchteten braucht endlich Taten in Baden-Württemberg. Die Kommunen dürfen damit nicht allein gelassen werden.


Leitperspektive für Vielfalt muss stärker umgesetzt werden

Seit 2016 ist die Leitperspektive zur "Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt" im Bildungsplan Baden-Württembergs verankert. Eine wichtige Entscheidung, um endlich eine wertschätzende Einbeziehung der Vielfalt geschlechtlicher Identitäten und sexueller Orientierungen im gesamten Fächerkanon zu erreichen. Neben der Anpassung von Unterrichtsmaterialien und didaktischen Vorschlägen, sind Fortbildungen der Lehrkräfte und Vernetzung mit Aufklärungsprojekten essentiell. Spezifische Fortbildungen werden bisher aber nur durch einzelne Gruppen bzw. der Gewerkschaft angeboten. Die Stadt Mannheim stockte 2020 ihre Unterstützung auf. Aber auch landesweit müssen Workshops und Fortbildungen zur Verfügung stehen. Ebenso erhalten außerschulische Aufklärungsprojekte bis heute fast keine Finanzierung durch das Land. Lehrende, Schüler*innen und Eltern werden allein gelassen. Baden-Württemberg verpasst die Chance, Vielfalt vor Ort zu stärken.


Aktion Regenbogenschleifen

Überall im Mannheimer Stadtgebiet werden von Mitgliedern der LSBTTIQ-Community Schleifen und Aufkleber in Regenbogenfarben angebracht. Die Regenbogenfahne ist seit vielen Jahrzehnten das Erkennungszeichen der LSBTTIQ-Community. Die unterschiedlichen Farben symbolisieren die Vielfalt unserer Gesellschaft, die erst vereint ein stimmiges Ganzes ergeben. Auf den Aufklebern sind ein Link und ein QR-Code zu finden, über die weitere Infos zur Aktion und den Missständen, auf die die Aktion aufmerksam machen will, abgerufen werden können.


Aktion Städtenamen

Mit Kreide werden auf dem Boden der Fußgängerzone an verschiedenen Stellen polnische Städtenamen aufgetragen. Diese Städte haben sich explizit für Vielfalt und Diversität ausgesprochen, um einen Kontrapunkt zur ausgrenzenden und diskriminierenden Resolution der "LSBTTIQ-freien Zonen" zu schaffen. Bewusst heben wir die Städte hervor, die den europäischen Werten verbunden sind. Die Passanten sollen über die Städtenamen stolpern, sich über deren Bedeutung wundern und so dazu gebracht werden, sich mit der Situation von Menschen in EU-Staaten Osteuropas auseinanderzusetzen. Auch hier werden zusätzlich die QR-Codes, die auf weitere Informationen und Erläuterungen verweisen, zur Nutzung angeboten.



Beide Aktionen wurden vom Amt für Sicherheit und Ordnung der Stadt Mannheim genehmigt und werden in Zusammenarbeit mit der "Rainbow City Mannheim" durchgeführt.


Weitere Informationen: 
Alle virtuellen Inhalte zu den Aktionen werden zum IDAHOBIT 2020 am 17. Mai 2020 auf http://www.schlimm-online.de bereit gestellt. Auf dem Facebook-Profil Offenes Netzwerk LSBTTIQ in Mannheim - vormals SchLIMm - werden Fotos der Aktionen in einer Collage zusammengestellt. Es kann auch der #MyRainbowCityMannheim genutzt werden.



Das Offene Netzwerk LSBTTIQ Menschen in Mannheim ...
... ist eine überparteiliche Plattform der LSBTTIQ-Community in Mannheim. Lesben, Schwule, bisexuelle, transsexuelle, transgender, intersexuelle und queere Menschen sollen als selbstbewusste und gleichberechtigte Bürger*innen dieser Stadt anerkannt werden.

Das Offene Netzwerk dient dem gegenseitigen Austausch und der Vernetzung innerhalb der Community. Hier werden durch die beteiligten Vertreter*innen gemeinsam der IDAHOBIT, der TDoR oder der Beitrag zum Neujahrsempfang der Stadt Mannheim organisiert.

Das Offene Netzwerk ist aus der SchLIMm (Schwul-lesbische Initiative Mannheim) hervorgegangen und besteht seit 20 Jahren.

Mitglieder im Offenen Netzwerk sind ...

  • AK Queer Grün
  • Benefiz-Rhein-Neckar e.V.
  • CSD Rhein-Neckar e.V. 
  • Dyke*March Rhein-Neckar
  • Gay & Grey Metropolregion MA-LU-HD
  • HuK - Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle & Kirche e.V.
  • ILSE - Initiative lesbischer und schwuler Eltern Rhein-Neckar
  • JUGEND von PLUS
  • Lesbenstammtisch Mannheim 
  • Lesbisch-schwule Geschichtswerkstatt MA-LU-HD
  • LSU - Lesben und Schwule in der Union
  • mvd-sportverein e.V.
  • Organisationsteam QZM Queeres Zentrum Mannheim
  • PLUS. Psychologische Lesben- und Schwulenberatung Rhein-Neckar e.V.
  • SPDqueer - Arbeitsgemeinschaft für Akzeptanz und Gleichstellung
  • Transtreff Mannheim



*LSBTTIQ - Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Transsexuelle, Intersexuelle und Queer
*IDAHOBIT - International Day Against Homophobia, Biphobia, Inter*phobia and Trans*phobia
*TDoR - Transgender Day of Remembrance